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Review Kingdom Come Deliverance 2

Vor sieben Jahren machte das Indie-Studio Warhorse mit dem bemerkenswerten Spiel „Kingdom Come Deliverance“ auf sich aufmerksam. Das im mittelalterlichen Europa angesiedelte Rollenspiel legte großen Wert auf Realismus und wurde schnell mit bekannten Titeln wie Skyrim verglichen. Trotz anfänglicher Herausforderungen entwickelte sich eine loyale Fangemeinde, die das Spiel schätzte und unterstützte.

Im Laufe der Zeit wurde Warhorse Studios Teil von THQ Nordic, wodurch das Team auf über 250 Mitglieder anwuchs. Diese Erweiterung ermöglichte die Entwicklung von „Kingdom Come Deliverance 2“, das die hohen Erwartungen der Fans erfüllen sollte. Die Landschaft Böhmens im 15. Jahrhundert bietet ein fesselndes Setting voller spannender Haupt- und Nebenquests.

Zurück in Henrys Schuhen

Henry tritt erneut ins Rampenlicht – ein erfahrener Charakter mit bewegter Vergangenheit. An der Schwelle zu neuen Herausforderungen beginnt seine Reise als Schildknappe an der Seite von Sir Hans. Henry verfolgt unbeirrbar das letzte Schwert, das sein Vater gefertigt hat, symbolisch für dessen unvollendeten Frieden.

Warhorse Studios setzt die Geschichte meisterhaft fort. Selbst Spieler ohne Kenntnisse des ersten Teils werden dank cleverer Erzählmethoden problemlos eingeführt. Der Nachfolger entfaltet ein episches Geflecht aus politischen Intrigen, Machtkämpfen und Herzensangelegenheiten. Spieler können etwa 50 Stunden in der Hauptgeschichte verbringen, während alle Nebenquests über 100 Stunden Spielspaß bieten.

Gut geschriebene Nebenquests

Kingdom Come Deliverance 2 bietet eine beeindruckende Größe mit zwei ausgedehnten Karten, die den Spieler viele Stunden lang mit Quests beschäftigen. Interessant wird es, wenn man in dieser Welt mit den verschiedenen Charakteren interagiert. Auf der zweiten Karte gibt es neue Möglichkeiten, Aufgaben zu erfüllen und an Aktivitäten teilzunehmen. Warhorse hat bekannt gegeben, dass dieses Spiel doppelt so groß ist wie sein Vorgänger, was es noch umfangreicher macht.

Tom McKay, der dem Hauptcharakter Henry seine Stimme verleiht, stand insgesamt 500 Stunden vor dem Mikrofon. Henry kann in langen Gesprächen auf viele Situationen reagieren und fast alle Nicht-Spieler-Charaktere (NPCs) haben potenziell nützliche Informationen für Quests. Ein Gastwirt könnte dir von einem Schatz erzählen, der bei einem Friedhof versteckt ist. Solche Hinweise erscheinen nicht sofort auf der Karte, sondern werden durch Interaktion entdeckt und machen die Quests organisch und authentisch.

Im Gegensatz zu anderen Spielen gibt es hier keine Karte voller Symbole. Neue, interessante Orte ergeben sich aus den Gesprächen, die Henry führt. Die Spieler werden ermutigt, Hinweise aufzunehmen, um neue Aufgaben zu finden und diese zu lösen. In einem Fall sucht Henry nach einer vermissten Person, nur um herauszufinden, dass der Betroffene freiwillig verschwunden ist, aber in der Wildnis feindlichen Angriffen zum Opfer fiel. Die Wahrheit hinter jeder Quest kann sich als komplexer herausstellen, als zunächst gedacht.

Nebenquests in Kingdom Come Deliverance 2 sind oft ebenso fesselnd wie die Hauptquests. Die Aufgaben beginnen meist simpel und entwickeln sich zu detaillierten Erzählungen. Spieler müssen kluge Entscheidungen treffen, besonders wenn sich herausstellt, dass seine Informationen nicht der vollen Wahrheit entsprechen. Die Art und Weise, wie man mit den neu entdeckten Tatsachen und moralischen Dilemmata umgeht, macht diese Aufgabe zu einem faszinierenden Erlebnis. Die Vergleiche mit beliebten Spielen sind gerechtfertigt, denn die Qualität der Erzählungen ist hoch.

Kampf ist verbessert

Das Kampfsystem in „Kingdom Come Deliverance 2“ wurde umfassend überarbeitet und bietet nun eine deutlich strategischere Spielerfahrung. Spieler wählen zwischen verschiedenen Haltungen (rechts, links, unten und oben), um effektiv auf die Bewegungen ihrer Gegner zu reagieren. Diese Mechanik erhöht die taktische Komponente deutlich und sorgt, dank der Egoperspektive, für eine tiefere Immersion. Obwohl das Kampfsystem zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig erscheint – besonders bei mehreren Gegnern –, stellt es im Vergleich zum Vorgänger einen erheblichen Fortschritt dar.

Mit fortschreitendem Spielverlauf werden weitere Fähigkeiten freigeschaltet, darunter Combos, Paraden und Ripostes. Spieler können außerdem Schreie einsetzen, um Gegner zu schwächen, ihren Hund strategisch einbinden oder auf Fernkampfwaffen wie Armbrüste und Bögen zurückgreifen. Dabei erfordert insbesondere der Fernkampf Geduld und Geschicklichkeit. Als besonders ausgewogen im Nahkampf erweist sich die Kombination von Schwert und Schild.

Jeder Kampf birgt eine echte Bedrohung: Ein falscher Schritt kann zu schweren Verletzungen führen, die schnelles Handeln mit Verbandsmaterial erfordern. Diese ständige Gefahr sorgt für intensive, taktisch anspruchsvolle Auseinadersetzungen.

Ein RPG, aber auch eine Simulation und Überlebensspiel

Kingdom Come Deliverance 2 bietet mehr als ein typisches Rollenspiel. Es kombiniert Elemente aus Überlebens- und Simulationsspielen, die den Spielern eine tiefere und herausfordernde Erfahrung bieten. In den ersten Spielstunden startet der Spieler tatsächlich bei null. Zu Beginn vertraut niemand dem Hauptcharakter, es fehlen wichtige Ausrüstungen und Fähigkeiten, und es gibt keine Vorteile. Alles dreht sich ums Überleben und darum, den nächsten Tag zu erreichen.

Wie in einem Überlebensspiel muss der Spieler Nahrung suchen, da ein Hungerbalken die Sättigung anzeigt. Zusätzliche Anzeigen für Schlaf sind ebenfalls präsent. Schlafen reduziert den Hunger, was eine weitere Strategie ist. Der treue Hund des Spielers hat sowohl einen Hunger- als auch einen Loyalitätsbalken. Gibt man ihm kein Futter, sucht er selbst nach Nahrung. Ausrüstung wie Rüstungen kann beschädigt werden, der Spielercharakter kann schmutzig aussehen oder riechen, und gesammelte Nahrungsmittel und Kräuter können verderben. Schwerter werden stumpf, was sie weniger effektiv macht. Diese Überlebenselemente erfordern gute Planung und Pflege. Fehlende Pflege erschwert das Überleben erheblich.

Das Leben im mittelalterlichen Europa wird auch als Simulation dargestellt. Aktivitäten, die in anderen Spielen mit einem Knopfdruck erledigt sind, benötigen hier Zeit und Aufwand. Tränke müssen in einem Alchemielabor hergestellt werden, indem Materialien nacheinander in einem Kessel verarbeitet werden. Auch das Schmieden von Rüstungen und Waffen erfordert Anstrengung. Der Spieler muss buchstäblich Waffen schmieden, indem er Metall mit einem Hammer bearbeitet. Dieser Prozess nimmt Zeit in Anspruch und ist nicht jedermanns Sache. Der schnelle Wechsel von Quest zu Quest ist fast unmöglich, da es essenziell ist zu schlafen, zu essen, zu trinken und zu basteln. Dies verleiht dem Spielgeschehen eine eindringliche Tiefe, erfordert aber gleichzeitig Geduld.

Durch häufiges Ausführen dieser Aktivitäten erlangt der Spieler nützliche Vorteile, die den Spielfortschritt erleichtern. Nach den ersten Stunden gewinnt das Spieltempo an Dynamik. Der Spieler wird mächtiger, erlangt eine höhere Reputation, bessere Ausrüstung, mehr Fähigkeiten und Geld. Letzteres kann genutzt werden, um gewisse Aktivitäten zu überspringen, beispielsweise das Herstellen von Tränken.

Dialoge beeinflussen den Verlauf der Quests sowie den Ruf des Charakters. Jeder Ort hat eine Rufanzeige von 0 bis 100 für den Protagonisten Henry. Hilft er den Dorfbewohnern, lügt nicht, stiehlt nicht und meidet illegale Aktivitäten, steigt sein Ruf. Ein positiver Ruf hat Vorteile, beispielsweise Rabatte in Geschäften, die Bereitschaft der Leute, Fragen zu beantworten, oder ein Bett für die Nacht.

Alternativen Spielstil:

Es besteht auch die Möglichkeit, den Ruf ins Negative zu kehren. Als „schlechter Kerl“ kann der Spieler fiese Entscheidungen treffen. Abnehmbare Einwohner meiden ihn oder greifen ihn sogar an. Jede Quest bietet dabei die Freiheit, die eigene Rolle zu definieren – wie gemein man sein möchte, liegt im Ermessen des Spielers.

Ein Kritikpunkt sind die manchmal enttäuschenden Belohnungen. Besondere Quests bieten oft wenig lohnenswerte Rückgaben für aufwendige Aufgaben. Ein besonders langes Abenteuer für einen NPC erforderte beispielsweise Reisen zu entfernten Punkten auf der Karte, um Probleme zu lösen. Am Ende bestand die Belohnung nur aus einem Dankeschön. Solche Momente können frustrierend sein, da der erbrachte Aufwand nicht immer belohnt wird.

Speichersystem ist mühsam

Im Spiel Kingdom Come Deliverance 2 stößt das Speichersystem auf einige Kritikpunkte. Anstatt traditioneller Speicherungen durch die Auswahl einer Speicherdatei, nutzt das Spiel spezielle Speichertränke. Diese Tränke müssen hergestellt werden, wobei die benötigten Materialien oft schwer zu finden sind. Daher ist es ratsam, diese wertvollen Tränke nur an wichtigen Stellen im Spiel zu verwenden.

Spieler können zudem auf zwei weitere Arten speichern. Erstens, indem man in einem eigenen Bett schläft, beispielsweise in einem Gasthaus, wo man für die Übernachtung bezahlt. Zweitens bietet das Spiel eine Funktion zum Speichern und Beenden an, die über das Menü zugänglich ist. Diese Methode erfordert das Schließen des Spiels und kann befremdlich wirken. Dabei ist zu beachten, dass stets der letzte Spielstand überschrieben wird, was den Spielfluss unterbricht.

Ein weiterer Nachteil sind die langen Ladezeiten, selbst auf leistungsstarken Konsolen wie der PS5. Die Abwesenheit von automatischen Spielspeicherungen kann problematisch sein. So besteht die Gefahr des Fortschrittsverlustes, etwa durch plötzliche Abstürze. Spieler berichten von Situationen, in denen zwei Stunden Gameplay verloren gegangen sind.

Besonders ärgerlich kann dies bei unerwarteten Angriffen durch Banditen sein, bei denen der Spieler stirbt. Oftmals beginnt man dann von dem letzten Speicherpunkt aus, der durchaus mehrere Stunden zurückliegen kann. Auf dem PC hat die Modder-Community das Problem am Erscheinungstag behoben, indem ein traditionelles Speichersystem implementiert wurde. Konsolenspieler hingegen müssen mit den vorhandenen Speichermöglichkeiten auskommen.

Grafik und Leistung

Grafisch überzeugt das Spiel mit realistischen Details dank CryEngine-Technologie. Die PlayStation 5-Version bietet eine beeindruckende visuelle Qualität und flüssige Leistung. Kleinere technische Probleme treten zwar gelegentlich auf, doch der Gesamteindruck bleibt hervorragend. Zusammenfassend ist „Kingdom Come Deliverance 2“ ein episches, immersives Erlebnis mit kleinen Schwächen, aber beeindruckendem Umfang und großer Tiefe.

Auf der PlayStation 5 Pro läuft das Spiel ohne Auswahlmöglichkeit für Grafikmodi direkt in einer Kombination von maximaler Detailtreue und hoher Bildrate. Hier erreichen Nutzer in Verbindung mit einem Bildschirm, der VRR (variable Bildwiederholrate) unterstützt, Bildraten von bis zu 75 FPS. Bei der Basisversion der PlayStation 5 sowie auf der Xbox Series X kann zwischen zwei Modi gewählt werden: 4K hochskaliert bei 30 FPS oder eine Auflösung von 1080p bei 60 FPS. Auf der Xbox Series S beschränkt sich die Leistung auf 1080p und 30 FPS.

Die technische Ausführung überzeugt ebenfalls mit weitgehender Sorgfalt und Detailgenauigkeit. Kleinere Probleme wie gelegentliche grafische Glitches oder Audioverzerrungen treten auf, doch schwerwiegende Fehler sind selten. Während einer Spielesitzung trat lediglich ein Crash mit Fortschrittsverlust auf. Solche Fehler sind jedoch im Rahmen eines RPGs mit dem Umfang wie diesem zu erwarten. Der Entwickler, Warhorse, arbeitet bereits an Patches zur Beseitigung dieser Mängel.

Die Pluspunkte des Spiels heben sich deutlich ab: Eine beeindruckende Welt voller Inhaltegut geschriebene Hauptgeschichte, und fesselnde Nebenquests laden zu stundenlangem Entdecken ein. Unvergessliche Charaktere und eine organische Storyline gestalten die Spieleerfahrung lebendig und immersiv. Eine gelungene Kombination aus Sprachsynchronisation und Soundtrack sowie die hervorragende Leistung auf der PlayStation 5 Pro mit einer variablen Bildrate tragen weiter zur Qualität bei.

Zu den weniger begeisternden Aspekten gehört das manuell orientierte Gameplay, das auf Dauer störend wirken kann. Außerdem fällt das Speichersystem unhandlich aus, und bestimmte Quests bieten kaum Belohnungen. Kleinere technische Mängel sowie der Schwierigkeitsgrad beim Spielen als Fernkämpfer oder im Stealth-Modus bieten Herausforderungen.

Summary
Kingdom Come Deliverance 2 wird von vielen als eines der fesselndsten Spiele angesehen. Die Hauptgeschichte und die Nebenquests bieten zahlreiche interessante Erlebnisse. Charaktere wirken lebensecht, und die Dialoge spielen eine entscheidende Rolle bei der Vertiefung der Handlung. Die mittelalterliche Welt im Spiel ist detailreich und realistisch gestaltet. Das Spiel vermittelt eindrucksvoll den harten Alltag des Mittelalters, wo tägliches Überleben im Vordergrund steht. Die Lebenssimulations-Elemente sind umfangreich, was nicht jedem gefallen mag, jedoch tragen sie erheblich zur Immersion bei. Trotz einiger technischer Herausforderungen und Balancefragen hebt dieses Spiel das Genre der Rollenspiele auf ein neues Niveau und bietet eine beeindruckende virtuelle Realität.
Good
  • Eine wunderschöne Welt mit viel Inhalt
  • Gut geschriebene Hauptgeschichte
  • Das Mittelalter war noch nie so fesselnd
  • Unvergessliche Charaktere
  • Verbesserter Kampf mit Wirkung
  • Unbegrenzte Bildrate, wenn Sie einen Fernseher oder Monitor mit VRR haben
  • Soundtrack & Sprachausgabe
Bad
  • Das Speichersystem ist nervig
  • Manche Quests bieten kaum Belohnungen
  • Einige technische und grafische Probleme
  • Alles muss man manuell machen
95

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