Nach Limbo und Inside haben die Designer Jeppe Carlsen und Jakob Schmid das neue Studio Geometric Interactive gegründet. Cocoon, das erste Spiel dieses Unternehmens, ist sofort ein Meisterwerk.
Oberflächlich betrachtet ist Cocoon ein recht einfaches Spiel, das Sie nur auf zwei Arten steuern: Sie bewegen Ihren insektenähnlichen Roboter mit dem linken Stick, während Sie mit dem A-Knopf Schalter umlegen oder Objekte aufheben. Sie werden in eine geheimnisvolle Welt ohne Text oder Erklärung versetzt, in der Sie nach sorgfältiger Erkundung etwas Verrücktes finden: eine Art große Murmel mit einer anderen Welt in der Mitte, in die Sie mit Hilfe einer speziellen Maschine eintauchen können.
Ein Vorbild für andere Spiele
Dies ist das Hauptmerkmal von Cocoon. Die Welten in diesen Murmeln beginnen als in sich geschlossene Levels, in denen man z. B. einen fliegenden Roboter finden muss, der Türen in einer anderen Welt öffnen kann. Im Laufe des Spiels werden die Welten in den Murmeln immer mehr miteinander verbunden und das Hin- und Herspringen zwischen ihnen ist Teil des Gameplays. Fliegt ein Laser auf dich zu? Springen Sie kurz aus der Murmel und warten Sie, bis er vorbeigezogen ist, und gehen Sie dann schnell weiter.
Die Rätsel werden nie unnötig schwierig und bleiben spannend: Ständig werden neue Elemente eingeführt, die die Perspektive auf das Spiel verändern. Das macht die Spielzeit von insgesamt fünf Stunden eigentlich perfekt. Wäre das Spiel länger, würde es sich wahrscheinlich wiederholen.
Dune und die Römer
Darüber hinaus ist die Welt von Cocoon gerade geheimnisvoll genug, um faszinierend zu bleiben. Das Spiel verrät Ihnen nicht, wer Sie sind oder was Sie zu tun versuchen, aber es ist voller exotischer, fremdartiger Geräte, deren Funktion sich oft erst erschließt, wenn Sie mit ihnen experimentiert haben. Es ist eine Welt, die sich wie die in den Dune-Büchern anfühlt, in der alles auf eine etwas andere, weniger offensichtliche Art und Weise zusammengesetzt ist und man ein unterschwelliges Gefühl hat.
Während des Spiels entfaltet sich eine Geschichte, die offen für Interpretationen ist. Wir wollen nicht spoilern – herauszufinden, was passiert, ist eines der spaßigsten Dinge in Cocoon – aber es ist lobenswert, wie subtile Verweise auf andere Science Fiction und griechische Mythologie zu etwas Einzigartigem verwoben werden.
Form und Funktion zusammengebracht
Es ist ein Spiel, das Form und Funktion perfekt ineinandergreift. Es erscheint kein unnatürlicher Text auf dem Bildschirm, der versucht, einen Kontext zu dem zu geben, was Sie tun – stattdessen zeigen Ihnen die Lichter in Türmen, Brücken und Bahnhöfen, was sie tun, sobald Sie die A-Taste drücken. Das hilft Ihnen, tiefer in die Welt einzutauchen. Schließlich sind Sie nicht der Spieler, der den Anweisungen auf dem Bildschirm folgt, sondern jemand, der all diese Geräte tatsächlich steuert.
Geometric hat es geschafft, diese ganzheitliche Designphilosophie sogar auf die wenigen Endgegner anzuwenden, gegen die man kämpft. Wo andere Spiele Ihnen einen Lebensbalken geben und einen Game-Over-Bildschirm anzeigen, wenn dieser zu Ende geht, wählt Cocoon einen viel eleganteren Ansatz: Wenn Sie einen Fehler machen, packt Sie der Boss und Sie werden buchstäblich aus der Welt geschleudert, woraufhin Sie zurücklaufen müssen, um erneut zu kämpfen.
Im Großen und Ganzen ist das Spiel dann vorbei, aber Cocoon macht das auf eine Art und Weise, die sich nahtlos in die Spielwelt einfügt, so dass man kein einziges Menü zu sehen bekommt. So bleibt man im Spielfluss und fühlt sich unglaublich clever – ein bisschen so, wie Hades den Permadeath von Roguelikes in seine Geschichte integriert hat.
